Versuchsstelle Peenemünde

Quelle des Fotos: Privatbesitz Familie Thiel1936 bekamen die Ingenieure den Auftrag zur Triebwerksentwicklung für das A4-Projekt, für das Dr. Walter Thiel bereits erste Umrisse entworfen hatte. Doch der Platz in Kummersdorf war einfach zu klein. Das Forscherteam bestand zu dieser Zeit bereits aus 90 Mitarbeitern. „Die Fernrakete war reif für die Insel. Für eine intensive Weiterentwicklung werden neue Prüfstände und vor allem längere Schussbahnen erforderlich.“

Als die Oberbefehlshaber des Heeres im März 1936 die Versuchsstelle Kummersdorf-West besuchten, sagten sie eine großzügige Förderung durch den Aufbau einer neuen Versuchsstelle zu. Das Oberkommando der Luftwaffe (OKL) stellte Wernher von Braun fünf Millionen Reichsmark zur Verfügung. Dem setzte das Oberkommando des Heeres (OKH) aus Konkurrenzdenken sechs Millionen Reichsmark entgegen. Somit stand ein Finanzvolumen von 11 Millionen Reichsmark zur Verfügung.

„Dornberger, der seit dem 1. März 1936 wieder die Raketenentwicklung leitete, erinnerte sich, dass von Braun schon seit Mitte Dezember 1935 auf der Suche nach einem geeigneten Startgelände an der Ostseeküste unterwegs war.“ Das entsprechende Gelände fand er in Peenemünde. Bereits im Mai 1936 wurde der „Peenemünder Haken“ auf der Ostseeinsel Usedom für 750.000 RM von der Stadt Wolgast gekauft und sofort militärisch und sicherheitsdienstlich abgeriegelt. Gebaut wurde im wesentlichen von August 1936 bis 1940. Bereits 1937 waren die ersten Werkstätten bezugsfertig, so dass die Stammmannschaft von Kummersdorf nach Peenemünde verlegt werden konnte.

Die Baumaßnahmen wurden von Heinrich Lübke geleitet, der in den Jahren von 1959 bis 1969 der zweite Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland wurde. Zwischen 1939 und 1945 arbeitete Lübke als Vermessungsingenieur und Bauleiter beim Architektur- und Ingenieurbüro "Walter Schlempp", das der Verfügung des „Generalbauinspektors für die Reichshauptstadt“ Albert Speer unterstand. In der Heeresversuchsanstalt Peenemünde war er Bauleiter in der sogenannten „Baugruppe Schlempp".

Zur Sicherstellung des enormen Elektoenergiebedarfs der Peenemünder Versuchsstelle wurde ein Kraftwerk mit einer Leistung von 30 Megawatt geplant und errichtet. Das Kraftwerk konnte 1942 ans Netz gehen. Nach Berlin und Hamburg wurde in Peenemünde sogar Deutschlands dritte S-Bahn-Strecke gebaut.  
Da ein solch riesiges Bauvorhaben mit abkommandiertem Personal und gigantischen Baustofftransporten nicht geheim zu halten war, erschienen aus Gründen der Tarnung Zeitungsartikel, zum Beispiel mit dem Titel „Reichsminister Speer baut an die Ostsee eine neue Stadt!“.


Das Gelände Peenemünde war zweigeteilt: In Peenemünde-Ost (HVP) wurden A5, A4, A4b, C2 „Wasserfall“, Taifun F, Taifun P und R4/M „Orkan“ entwickelt. In Peenemünde-West (Luftwaffenerprobungsstelle) wurden Fi 103, Me 163, Hs 293, Hs 294, Kramer X1 „Fritz X“, Bv 246 „Hagelkorn“, Hs 117 „Schmetterling“, Hs 295 – 298 und Kramer X4 erprobt. Die Eigenschaften der einzelnen Raketenentwicklungsstufen werden im Bereich Raketenentwicklungen näher beschrieben, der über die Navigation auf der rechten Seite dieser Website erreichbar ist.

Bereits im Dezember des Jahres 1936 wurde das erste Versuchsmuster einer A3 von Peenemünde aus gestartet. Die militärische Leitung übernahm Generalmajor Dr.-Ing. Walter Dornberger. Technischer Direktor wurde der damals gerade 25-jährige Wernher von Braun. Das Durchschnittsalter der circa 10.000 Beschäftigten betrug etwa 30 Jahre.

Die Wissenschaftler und Techniker hatten in Peenemünde die damals modernsten Anlagen der Welt zur Verfügung. So gab es zum Beispiel den ersten Überschallwindkanal, den ersten Großcomputer, neuartige Werkzeuge und die modernste Wohnanlage dieser Zeit.

Der zivile Gedanke der Raketentechnik spielte bei den Ingenieuren Wernher von Braun, Helmut Gröttrup und Klaus Riedel nach wie vor eine große Rolle. Dies weckte den Argwohn der Geldgeber und Machthaber. Das Wernher von Brauns persönliche Ziele auf die Raumfahrt gerichtet waren, geht unter anderem aus Entwürfen der Aggregate 9 bis 12 mit ihren Astronauten-Kapseln hervor. Er sagte noch im März 1944, dass er mit seiner Rakete nicht mit Sprengstoff nach England möchte, sondern sein Ziel der Mond sei. 
Das Mißtrauen ging sogar soweit, dass die Ingenieure im März des Jahres 1944 auf Betreiben Himmlers unter dem Verdacht der Sabotage für mehrere Wochen im GESTAPO-Gefängnis in Stettin inhaftiert wurden. Ihnen wurde außerdem Verrat und Wehrkraftzersetzung sowie Vorbereitung zur Flucht nach England vorgeworfen, was mit der Todesstrafe bestraft werden konnte. Selbst Dornberger hatte riesige Probleme sie wieder frei zu bekommen. Nach Intervention von Albert Speer und Dornberger bei Hitler wurden alle wieder frei gelassen. Man konnte eindeutig klarmachen, dass ohne Wernher von Braun eine Fortsetzung des Raketenprogramms nicht möglich sei.
Gröttrup stand von nun an unter ständiger Bewachung. Klaus Riedel kam kurze Zeit später bei einem mysteriösen, vermutlich inszenierten Autounfall ums Leben.

Da Peenemünde nach dem ersten Luftangriff im August 1943 zur Täuschung der alliierten Luftaufklärung nicht wieder vollständig hergerichtet wurde, erfolgte eine weitgehende Verlagerung der Tests in das heutige Polen bei Blizna - ca. 110 km von Krakau entfernt - (Deckname: „Heidelager“) und im Zuge des Gebietsverlustes an der Ostfront in die Tucheler Heide (Deckname: „Heidekraut“). Dort und in Schneidemühl (heute polnisch Piła) fand auch die Ausbildung der A4-Verschußbatterien statt. Schneidemühl ist eine Stadt am Fluss Küddow, in der Wojewodschaft Großpolen, im nordwestlichen Teil Polens. Sie liegt rund 80 Kilometer nördlich von Posen (polnisch: Poznań - die fünftgrößte Stadt Polens) und ebenso weit westlich von Bromberg (polnisch: Bydgoszcz - die Hauptstadt der Woiwodschaft Kujawien-Pommern in Polen).

Bekanntlich begann mit dem Angriff auf Polen am 1. September 1939 der 2. Weltkrieg. Am 3. Oktober 1942 (15.58 Uhr) – also mitten im Krieg – gelang der 1. erfolgreiche Start einer A4-Rakete vom Prüfstand VII in Peenemünde.

 

Erst Anfang des Jahres 1943 erfuhren die Briten von der Gefahr, die für sie von Peenemünde ausging, denn diese Waffe sollte in erster Linie auf  Großbritannien abgefeuert werden. In der Nacht vom 17. zum 18. August 1943 griffen 597 britische Bomber die Versuchsstelle an. Der Angriff hatte das eindeutige Ziel, vor allem das dort stationierte Personal und weniger die Anlagen zu vernichten, da man diese ja vielleicht einmal nach dem Sieg selbst nutzen konnte. Unter den 733 Toten befanden sich Wissenschaftler, Zivilisten, Militärangehörige und auch Häftlinge, die dort arbeiten mussten.

In den Tagen darauf ordnete Hitler an, eine Serienproduktion in bombensicheren Produktionsstätten zu installieren. Schließlich bombardierten die Briten Tag für Tag deutsche Städte mit dem Ziel, die dort lebende Bevölkerung, hauptsächlich alte Menschen, Frauen und Kinder zu töten. Die wehrfähigen Männer waren zum größten Teil an der Front. Ziel war es, die deutsche Kampfmoral und den Überlebenswillen der deutschen Zivilbevölkerung zu brechen. Hauptverantwortlicher für dieses strategische Vorgehen war Sir Arthur Travers Harris. Harris war "Commander-in-Chief" (Oberbefehlshaber) des "RAF Bomber Command" und ab 1943 "Air Chief Marshal" der Royal Air Force. Er ist wegen der von ihm angeordneten Flächenbombardements deutscher Städte, die ihm den Spitznamen "Bomber-Harris" einbrachten, außerhalb von England sehr umstritten.

Der deutsche "Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda" und "Leiter der Reichskulturkammer" Josef Göbbels nannte nun alle neuen Geheimwaffen V-Waffen, wobei das "V" für Vergeltung stand - Vergeltung für die britischen Vernichtungsangriffe auf deutsche Städte und deutsche Zivilisten. So entstand für das Agregat 4 (A4) die Bezeichnung "V2".
Es gab natürlich noch viele andere Entwicklungen mit dem Buchstaben V. So zum Beispiel die Bezeichnung "V1", eine Flugbombe und Großvater der heutigen Cruise-Missiles (Marschflugkörper).

Jedem Interessierten sind die Bilder aus den Medien bekannt, wo fernsehgesteuerte Bomben und Raketen von entfernten Stellungen auf den Kriegsschauplätzen dieser Welt ins Ziel gelenkt werden. Wie vieles andere mehr, stammt auch die Entwicklung dieser Waffentechnologie aus dem Deutschland des zweiten Weltkrieges. Die Geschichte aller kriegerischen Auseinandersetzungen der Menschheitsgeschicht beweist: meist gewinnt die Partei mit der fortschrittlichsten und innovativsten Militärtechnik die Auseinandersetzung und nichts verleiht dieser Entwicklung einen größeren Schub als der Krieg selbst. So wurden zum Beispiel auch die weltweit ersten Düsen- und Raketenjäger der Welt in Peenemünde getestet. Das erste Kampfflugzeug mit Strahltriebwerk kam aus Deutschland - die Messerschmidt Me 262.

Die Me 262 war das erste in Serie gebaute Flugzeug mit Strahltriebwerken und eine Entwicklung der Messerschmitt AG, Augsburg. Zwischen 1941 und 1945 wurden 1433 der zweistrahligen Maschinen gebaut, von denen im Zweiten Weltkrieg etwa 800 bei der Luftwaffe der Wehrmacht zum Einsatz kamen. Die Me 262 beeinflusste nach dem Zweiten Weltkrieg die Weiterentwicklung der strahlgetriebenen Kampfflugzeuge maßgeblich und wird allgemein als eines der fortschrittlichsten Flugzeuge seiner Zeit angesehen. Das Bild zeigt eine Me 262A aus dem "National Museum of the United States Air Force" in Dayton (Ohio).

Bericht eines englischen Testpiloten
„Das Anlassen selbst erforderte flinke Hände, wollte man all die Schalter und Hebel in der erforderlichen Geschwindigkeit betätigen. [...] Erschwert wurde der Anlassvorgang mit all seinen Verrenkungen, die man zu machen hatte, weil die Kanzel sehr eng und die Starthebel und Brandhähne auf der Konsole weit hinten lagen. [...] Das war also die Me 262 gewesen, einmal ›Schwalbe‹, ein anderes Mal ›Sturmvogel‹ getauft. Wie auch immer ihre Bezeichnung heißen mochte – in meinen Augen war sie das bei weitem fortschrittlichste Militärflugzeug ihrer Zeit. Ein großer Wurf, der alles in den Schatten stellte, was wir damals auf alliierter Seite zur Verfügung hatten. Zum Glück für die Gegner Deutschlands stand sie nicht in ausreichender Stückzahl zur Verfügung, um noch auf entscheidende Weise in den Gang der Dinge eingreifen zu können. Es war ein Flugzeug wie geschaffen nach den Herzen richtiger Flieger. Ein Flugzeug, das geflogen werden wollte, eines, das man nicht einfach irgendwie in die Luft hieven durfte. Grundsätzlich war sie mit zu wenig Triebwerksleistung versehen, und die Triebwerke waren obendrein noch ziemlich unzuverlässig, so daß der Adrenalinfluß dauernd auf Hochtouren gehalten wurde. Trotzdem war sie wunderbar zu fliegen!“


Eric Brown, 1977

Bereits seit Beginn des Jahres 1943 orientierte man sich auf eine Dezentralisierung der Produktion. Die Komponenten des A4 sollten in drei Leitbetrieben gefertigt werden. Das waren die Folgenden: 

  • Zeppelin-Werke in Friedrichshafen
  • RAX-Werke in Wiener-Neustadt (1938 - 1942 Deutsches Reich/ Ostmark - heute Niederösterreich)
  • Linke-Hoffmann-Werke in Breslau (heute polnisch: WrocÅ‚aw - schlesisch: Brassel)

Im Ganzen existierten circa 200 Zulieferbetriebe im gesammten Reichsgebiet, welche die etwa 20.000 Einzelteile herstellten.

Am 09.06.1943 wurde das A4-Programm von Reichsminister Albert Speer als „DE“ (Dringliche Entwicklung) eingestuft und erhielt damit wieder die - zwischenzeitlich verringerten - erhöhten Personal- und Materialkontingente.

Ein markanter Punkt für das besondere Augenmerk Hitlers auf die Raketenwaffen war die britische Operation „Gomorrha“. Operation Gomorrha war der militärische Codename für eine Serie von Luftangriffen, die unter Führung der Royal Air Force vom 25. Juli bis 3. August 1943 auf Hamburg ausgeführt wurden.
Es waren die bis dahin schwersten Angriffe in der Geschichte des Luftkrieges. Befohlen wurden diese Angriffe von Luftmarschall Arthur Harris, dem Oberbefehlshaber des Britischen Bomber Command.  Im Verlauf der Angriffe wurde Hamburg zu großen Teilen völlig zerstört. Nach heutigen Schätzungen gab es etwa 40.000 Tote. 

Diese Nachricht ereilte Hitler in der „Wolfsschanze“. Spätestens nach diesem Ereignis nahm der Weg des A4 seinen verhängnisvollen Lauf. Gemäß Hitlers Maxime: „Terror bricht man nur durch Terror“ wurde die Serienfertigung des A4 mit der utopischen Stückzahl von 20.000 Stück pro Monat in Auftrag gegeben. Man wollte Vergeltung für die infernalischen Bombardements deutscher Städte durch die Briten, welche ausschließlich die Wohnviertel zum Ziel hatten.  

Die Alliierten waren sich inzwischen durch Ergebnisse ihre Aufklärung über die Gefahr, die von der Rakete ausging, im Klaren und reagierten. Am 13.06.1943 wurden die Zeppelin-Werke in Friedrichshafen und am 13.08.1943 die RAX-Werke in Wiener-Neustadt (allerdings zufällig) – beides Hauptzulieferbetriebe für das A4-Programm – bombardiert.

In der Nacht vom 17. zum 18. August 1943 griffen 596 britische Bomber Peenemünde an, mit dem Ziel, das Personal zu töten. Diese Operation erhielt von den Briten den Namen „Hydra“. Es wurden neben vielen Test- und Versuchseinrichtungen auch die Fertigungshalle F1 des Versuchsserienwerks und das Ingenieurbüro Wernher von Brauns getroffen. Unter den Toten waren die Wissenschaftler Dr. Walter Thiel und Dr. Walther mit ihren Familienangehörigen. Wernher von Braun konnte sich in einen Bunker retten. Jedoch waren die Zerstörungen im Vergleich zur naheliegenden Wohnsiedlung und besonders zum Fremdarbeiterlager Trassenmoor relativ gering. Der Tod der Wissenschaftler war kein Zufall, sondern der Versuch, die Raketenprojekte durch die direkte Tötung von Wissenschaftlern zu beenden. Durch einen Markierungsfehler der Pfadfinder bombardierte ein Drittel der Maschinen der ersten Welle die Lager Trassenheide I und Trassenheide II zwischen den Ortslagen Karlshagen und Trassenheide und tötete 612 Zwangsarbeiter. Bei dem Angriff kamen insgesamt 733 Menschen ums Leben. Zum Gedenken an die getöteten Zwangsarbeiter in der Heeresversuchsanstalt existiert seit 1970 die Mahn- und Gedenkstätte Karlshagen.

 

Trotz der Schäden konnte die A4-Produktion wenige Wochen später behelfsmäßig wieder anlaufen. Durch weitere Luftangriffe am 1. und 24. Oktober, sowie am 2. November 1943 wurde die Heeresversuchsanstalt Peenemünde soweit zerstört, dass eine Verlagerung der Produktionsstätte der A-4 unmittelbar bevorstand. So wurde die Erprobungstätigkeit zu den SS-Truppenübungsplätzen bei Plizna (Deckname: „Heidelager“) und Tuchel (Deckname: „Heidekraut“) im heutigen Polen verlagert.

Die Bestrebungen des  Reichsführer-SS und Chefs der Deutschen Polizei , Heinrich Himmler, die Kontrolle über das A4-Programm zu erlangen, waren zu dieser Zeit kein Geheimnis, denn er besuchte schon vor der Bombardierung die HAP und versuchte, die führenden Mitarbeiter für sich zu gewinnen, um den militärischen Leiter dieser Einrichtung, Generalmajor Dr. Walter Dornberger, auszugrenzen.

Von Braun und seine Mitarbeiter zeigten sich jedoch loyal gegenüber Dornberger, so daß Himmler vorerst sein Ziel nicht erreichte. Doch schon einen Tag nach dem Luftangriff auf Peenemünde sollten seine Bestrebungen von Erfolg gekrönt werden. Er hatte Hitler den Vorschlag unterbreitet, das A4-Programm unter SS-Regie zu stellen. Seit dem 20.08.1943 war dies amtlich vom Führer bestätigt, und Himmler übertrug die Vollmachten auf SS-Obergruppenführer Oswald Pohl, der wiederum direkt SS-Brigadeführer Dr.-Ing. Hans Kammler mit der Durchführung beauftragte. Umgehend orientierte sich dieser auf bombensichere Produktionsstätten und setzte zur Realisierung KZ-Häftlinge ein. In der Mitte des Jahres 1943 gab es erste Bestrebungen, ein „MITTELWERK“ für die Endmontage zu errichten. Ein „SÜDWERK“ mit dem Decknamen „ZEMENT“ war am Traunsee (als Entwicklungswerk am Ebensee in Österreich) und ein „OSTWERK“ (als Versuchsserienwerk) nahe dem SS-Truppenübungsplatz „Heidelager“ bei Plizna geplant.

Das Entwicklungswerk Peenemünde sollte im „SÜDWERK“ in Ebensee seine Arbeit aufnehmen, um das Projekt der zwei-stufigen „Amerika-Rakete“ A9/10 zu realisieren. Das oberirdisch geplante „OSTWERK“ wurde infolge der Gefahr alliierter Luftangriffe ins MITTELWERK integriert. Nahezu die gesamte Rüstung sollte nach Untertage verlagert werden, um sich dem Zugriff der alliierten Bomber zu entziehen.

 

Von Anfang an versuchte Kammler, seine Befugnisse zu erweitern. Zu Beginn unterstanden ihm der Bau, der Arbeitskräfteeinsatz unter Heranziehung von KZ-Häftlingen und die Bewachung der Anlagen. Bis zum Kriegsende befehligte er auch die Produktion aller Raketen-Waffen, der neuartigen Strahlflugzeuge und weitgehend auch deren Einsatz. Auch im Atombombenprogramm taucht sein Name immer wieder auf. Somit hatte er Zugriff auf Forschung, Entwicklung, Produktion und Einsatz nahezu aller sogenannten „WUNDERWAFFEN“ des deutschen Reiches und stellte mit seiner Person auch zugleich eine wichtige Kriegsbeute dar. 

Seine Spur verliert sich jedoch kurz nach Kriegsende – begleitet von 14 Todestheorien, welche allesamt widerlegbar sind. Eine schwerwiegende und nach wie vor von den Alliierten unter Verschluß gehaltene Rolle bei den Recherchen zu seiner Person und den „WUNDERWAFFEN“ des 3. Reiches spielen die SKODA-Werk in Prag und Pilsen. Im Zuge der Untertage-Verlagerung des WUNDERWAFFEN-Programmes wurden viele vorhandene Stollen- und Bergwerksanlagen genutzt und ausgebaut bzw. erweitert und auch neue Hohlräume geschaffen. Beispiele finden sich in Schlesien und auch in der Nähe von Eschershausen im Weserbergland und in Thüringen.